Hallo Peter,
das mit der "weiblichen Lehrerin, die das besser kann" bildest Du Dir
ganz bestimmt nur ein!
Es gibt auch ganz krass schlechte Lehrinnen, sogar manchmal besonders
die, die sich extra rühmen, auf solche solche Dinge, wie Du sie
beschreibst Wert zu legen (Körpergefühl,
um deren Wohlbefinden, Stress, Alltagsängste).
Ich glaube nämlich eine gute Lehrerin oder ein guter Lehrer muß auf
solche Dinge gar nicht extra eingehen müssen, das ergibt sich
automatisch in der Interaktion mit den anderen Schülern und ganz
allgemein /durch/ eben dieses "dojo-getue", wie Du es so abwertend
beschreibst.
Gerade duch dieses "Getue", glaube ich, daß man auf der einen Seite
Verantwortungsgefühl und Rücksicht auf die lernt, die weniger weit
fortgeschritten sind, und auf der anderen Seite, daß man lernt, sich
selbst etwas abzuverlangen und auf die Ratschläge derer zu hören, die
in der Gürtelstufe über einem stehen, ganz besonders auf den Lehrer.
Das hat sich alles über ziemlich lange Zeit bewährt.
Nenn es meinetwegen "dojo-getue", aber bin mir sicher, daß diese
Ordnung sinnvoll ist, wenn man sich -auch am Partner- in teilweise
lebensgefährlichen Techniken übt. (Und das sind die nun mal,
zumindest im TKD und Kung Fu, da solltest Du Dir nichts vormachen).
Im TKD gibt es z.B. ein Partnertraining, bei dem man lernt Angrifft auf
verschiedene Arten abzuwehren, und bei jeder der potenziell tötlichen
Techniken (Fersendrehschlag gegen die Schläfe, Seitwärtstritt zum
Hals etc.) muß der Partner still stehen, darf nicht ausweichen. Der,
der die Technik ausführt, muß ca. 10 bis zwei (!) cm vor der
Schläfe, dem Hals oder dem Solarplexus, den Tritt oder den Stoß
arettieren.
Ich weiß nicht, wie es beim Karate ist, aber ich glaube, da ist es so
ähnlich. Für solche Techniken muß man diszipliniert,
verantwortungsbewußt sich und dem Partner gegenüber und aufmerksam
sein, und das sind Verhaltensweisen, die man vielleicht nur durch das
"dojo-getue" lernt.
Ich kann auch nur davon schreiben, wie ich es beim TKD kennengelernt
habe. Z.B. gibt es bei uns eine extra Wettkampfklasse, in der wir nicht
im Dobok kämpfen sondern in Sportkleidung, und da fallen auch die
Verbeugungen und die Aufstellung in der Formation weg. Allerdings
betont unser Lehrer immer wieder, daß das Wettkampf nur ein Teil einer
Taekwondo - Ausbildung ist, die sich zusammensetzt aus Klassischer Form
(Hyong oder Poomse), Partnertraining (Ilbo Taeryon), Bruchtests,
Selbstverteidigung und Wettkampf.
Der "Fitness-Gedanke" scheint mir auch nicht so abwegig zu sein, denn
wie anders willst Du schwierige Techniken lernen, wenn Du nicht fit
bist?
Eine gute Schule in Wien kenne ich nicht, weil ich aus Köln komme, den
einzigen Rat den ich Dir geben kann: Schau Dir verschiedene Schulen mit
den Kindern zusammen an, und laß sie gratis Probestunden nehmen (jede
gute Schule wird das zulassen), und überlegt dann zusammen, für
welche Schule ihr euch entscheidet.
Viele Grüße,
Yoko
P.S.
Mal abgesehen davon denke ich, daß selbst der beste Lehrer der Welt
nichts erreichen, wenn Deine Kinder sich weigern zu kooperieren, weil
ihnen Kampfsport nicht liegt, und weil sie vielleicht lieber etwas
Anderes lernen möchten.